St. Andreasberg im Harz ist für Sternengucker einer der besten Orte in Deutschland. Hier – auf über 700 Metern Höhe – gibt es noch stock-dunkle Nächte. »Licht- und Luftverschmutzung« sind äußerst gering. »Mit bloßem Auge kann man in vielen Nächten die Milchstraße oder die Andromeda-Galaxie sehr gut sehen oder mit Teleskopen sogar Gasnebel oder eine Supernova fotografieren «, sagt Utz Schmidtko, Vorsitzender der 2014 eröffneten Sternwarte Sankt Andreasberg. Seine Aufnahme – Belichtungszeit: zwei Minuten – zeigt unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, die zwischen 100 und 300 Milliarden Sterne beherbergt. Sie ist eine von Milliarden weiterer Galaxien. Wir fragten Schmidtko nach der aktuellen Entwicklung der Sternwarte.
Harzbeat: Herr Schmidtko, die Sternwarte St. Andreasberg entwickelt sich mehr und mehr zu einem touristischen Anziehungspunkt. Gibt es zum Astro-Tourismus belastbare Zahlen für den Harz?
Schmidtko: Der Astro-Tourismus nimmt stark zu. Eine genaue Zahl haben wir allerdings noch nicht. Wir gehen in Deutschland von mehreren 100.000 Personen aus, die sich mit der Astronomie befassen, darunter in der Mehrzahl betuchte Leute. Manche leisten sich sogar Teleskoptechnik, die dem Wert eines Kleinwagens entspricht.
»Astro-freundliche Pensionen und Hotels«
Harzbeat: Das heißt, auch Harzer Pensionen und Hotels profitieren vom Trend zum Astro-Tourismus?
Schmidtko: Es kommen immer mehr Touristen allein wegen der Sternwarte in den Harz. Wir haben sogar schon eine Liste mit astro-freundlichen Pensionen und Hotels zusammengestellt, mit denen wir kooperieren. Besonders erfreulich ist dabei: Das steigende Interesse für Astronomie hat auch etwas mit einem veränderten Bewusstsein zu tun. Die Menschen befassen sich wieder mehr mit der Natur. Ich halte es für ein großes Manko, wenn Kinder und Jugendliche ohne den Sternenhimmel aufwachsen und – wie auch viele Erwachsene – glauben, sie seien der Nabel der Welt. Beim Blick in die Unermesslichkeit des Himmels relativiert sich das irdische Dasein und man wird wieder ein Stück weit geerdet.
»Höchste Sternwarte Norddeutschlands«
Harzbeat: Sie kommen gerade aus Namibia, wo nach Ihren Worten »die Milchstraße so hell erscheint, dass sie Schatten wirft«. Was macht St. Andreasberg als Standort für eine Sternwarte so attraktiv?
Schmidtko: St. Andreasberg hat in 700 Metern Höhe die höchste Sternwarte in Norddeutschland. Dadurch haben wir eine sehr geringe Licht- und Luftverschmutzung, zumal auch keine Großstadt und keine Industrie in der Nähe sind. Wir sind inzwischen eine der bekanntesten Sternwarten Deutschlands.
Zu uns kommen Astronomen und Amateur-Astronomen gleichermaßen. Sie finden hier hervorragende Bedingungen vor. Viele sind bereits Mitglied geworden. Wir verfügen auf dem Außengelände neben dem Internationalen Haus Sonnenberg über fünf Teleskop-Säulen , die für verschiedene Montierungen hergerichtet sind (12V und 220V). Alles ist für behinderte Menschen vollkommen barrierefrei. Damit sind wir übrigens die Ersten in Deutschland.
Harzbeat: Wie ist man auf St. Andreasberg als Standort für eine Sternwarte gekommen?
Schmidtko: Wie so häufig im Leben, durch einen Zufall. Ein Tourist aus Duisburg brachte vor einigen Jahren sein Teleskop mit und sagte zu seinem Vermieter: »Ihr müsst hier eine Sternwarte bauen. Die Bedingungen sind perfekt.« Heute haben wir bereits 500 Adressen von Gästen, die immer wieder kommen.
»…und plötzlich reißt der Himmel auf«
Harzbeat: An wieviel Tagen im Jahr gibt es in St. Andreasberg ideale Bedingungen?
Schmidtko: Das ist eine schwierige Frage. Häufig ist der Himmel anfangs nicht ganz klar und plötzlich – sagen wir gegen 2 Uhr in der Nacht – reißt er total auf. So war es kürzlich beim Besuch eines Holländers, der noch nie den Saturn gesehen hatte. Natürlich schauen wir immer vorher auf die Wetterkarte und das Satellitenbild. Sie können sich vorstellen, dass wir zu besonderen Anlässen wie den Sternschnuppennächten die ganze Nacht in den Himmel schauen.
Harzbeat: Was steht für die Sternengucker im Vordergrund, das Schauen oder das Fotografieren?
Schmidtko: Zwei Drittel etwa kommen zum Gucken, ein Drittel zum Fotografieren.
Harzbeat: Sie sind also mit der Entwicklung der Sternwarte rundherum zufrieden.
Schmidtko: … ohne die Arbeit unserer 120 ehrenamtlichen Mitglieder wäre das Projekt Sternwarte nicht ein so erfolgreiches Leuchtturmprojekt für ganz Niedersachsen und darüber hinaus geworden.
Die häufigste Frage der Gäste der Sternwarte von Sankt Andreasberg
Harzbeat: Welches ist die häufigste Frage Ihrer Gäste?
Schmidtko: Kinder und Jugendliche wollen vor allem wissen, ob es noch anderes Leben im Universum gibt. Unsere Antwort: Ja, es ist bei Milliarden von Galaxien, die wiederum viele Milliarden Sterne beherbergen unwahrscheinlich, dass das nicht der Fall ist. Ansonsten gehen die Fragen quer Beet. Häufig drehen sich die Themen um besondere Astroaufnahmen, die jemand gemacht hat.
Harzbeat: Welches ist die entfernteste Galaxie, die man von St. Andreasberg aus sehen kann? Wieviele Lichtjahre entfernt?
Schmidtko: Da muss ich passen. Wenn jemand zum Beispiel mit einer Belichtungszeit von 20 Stunden – also über mehrere Nächte – ein Bild macht, fängt er Photonen weit entfernter Galaxien ein, die nur der Kamera-Chip sichtbar machen kann. Was ich aber mit Bestimmtheit sagen kann: Mit bloßem Auge sieht man bei uns die Andromeda-Galaxie, unsere Nachbargalaxie.
Sankt Andreasberger Sternwarte hat große Pläne
Die überaus positive Entwicklung der Sternwarte Sankt Andreasberg spornt die Vereinsmitglieder an, in größeren Dimensionen zu denken: In einigen Jahren könnte in der drei Kilometer außerhalb des Ortes beheimateten Sternwarte eine große Kuppel zur Verfügung stehen. Das berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) am 24. Dezember 2018.
Die Journalistin Gabriele Schulte informierte in der Zeitung nicht nur darüber, was die Astronomen zum Stern von Bethlehem zu sagen haben, sondern auch über Pläne, in der Region St. Andreasberg einen Sternenpfad mit sieben Standorten und den entsprechenden barrierefreien Installationen zu errichten. Als Zukunftsvision könnte es dann später einmal 20 Standorte geben, die über den gesamten Harz verteilt sind.
Darüber hinaus wurde in dem HAZ-Bericht darüber berichtet, dass die Sternwarte in den letzten beiden Votingwettbewerben »Ihre Besten im Harz« des Tourismusverbandes sowohl 2015 als auch 2017 den ersten Platz in der Kategorie »Natur pur« belegt hat.
Text und Gestaltung: Michael Hotop, Jochen Hotop
Infobox
Höchstgelegene Sternwarte in Norddeutschland
Einer der besten Nachthimmel in Deutschland (laut Bundesamt für Naturschutz)
Vollständig barrierefrei als erste Sternwarte in Deutschland
Bei Veranstaltungen: Projektion des Universums direkt vom Teleskop in den Vortragsraum
St. Andreasberg im Harz ist für Sternengucker einer der besten Orte in Deutschland. Hier – auf über 700 Metern Höhe – gibt es noch stock-dunkle Nächte. »Licht- und Luftverschmutzung« sind äußerst gering. »Mit bloßem Auge kann man in vielen Nächten die Milchstraße oder die Andromeda-Galaxie sehr gut sehen oder mit Teleskopen sogar Gasnebel oder eine Supernova fotografieren «, sagt Utz Schmidtko, Vorsitzender der 2014 eröffneten Sternwarte Sankt Andreasberg. Seine Aufnahme – Belichtungszeit: zwei Minuten – zeigt unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, die zwischen 100 und 300 Milliarden Sterne beherbergt. Sie ist eine von Milliarden weiterer Galaxien. Wir fragten Schmidtko nach der aktuellen Entwicklung der Sternwarte.
Harzbeat: Herr Schmidtko, die Sternwarte St. Andreasberg entwickelt sich mehr und mehr zu einem touristischen Anziehungspunkt. Gibt es zum Astro-Tourismus belastbare Zahlen für den Harz?
Schmidtko: Der Astro-Tourismus nimmt stark zu. Eine genaue Zahl haben wir allerdings noch nicht. Wir gehen in Deutschland von mehreren 100.000 Personen aus, die sich mit der Astronomie befassen, darunter in der Mehrzahl betuchte Leute. Manche leisten sich sogar Teleskoptechnik, die dem Wert eines Kleinwagens entspricht.
»Astro-freundliche Pensionen und Hotels«
Harzbeat: Das heißt, auch Harzer Pensionen und Hotels profitieren vom Trend zum Astro-Tourismus?
Schmidtko: Es kommen immer mehr Touristen allein wegen der Sternwarte in den Harz. Wir haben sogar schon eine Liste mit astro-freundlichen Pensionen und Hotels zusammengestellt, mit denen wir kooperieren. Besonders erfreulich ist dabei: Das steigende Interesse für Astronomie hat auch etwas mit einem veränderten Bewusstsein zu tun. Die Menschen befassen sich wieder mehr mit der Natur. Ich halte es für ein großes Manko, wenn Kinder und Jugendliche ohne den Sternenhimmel aufwachsen und – wie auch viele Erwachsene – glauben, sie seien der Nabel der Welt. Beim Blick in die Unermesslichkeit des Himmels relativiert sich das irdische Dasein und man wird wieder ein Stück weit geerdet.
»Höchste Sternwarte Norddeutschlands«
Harzbeat: Sie kommen gerade aus Namibia, wo nach Ihren Worten »die Milchstraße so hell erscheint, dass sie Schatten wirft«. Was macht St. Andreasberg als Standort für eine Sternwarte so attraktiv?
Schmidtko: St. Andreasberg hat in 700 Metern Höhe die höchste Sternwarte in Norddeutschland. Dadurch haben wir eine sehr geringe Licht- und Luftverschmutzung, zumal auch keine Großstadt und keine Industrie in der Nähe sind. Wir sind inzwischen eine der bekanntesten Sternwarten Deutschlands.
Zu uns kommen Astronomen und Amateur-Astronomen gleichermaßen. Sie finden hier hervorragende Bedingungen vor. Viele sind bereits Mitglied geworden. Wir verfügen auf dem Außengelände neben dem Internationalen Haus Sonnenberg über fünf Teleskop-Säulen , die für verschiedene Montierungen hergerichtet sind (12V und 220V). Alles ist für behinderte Menschen vollkommen barrierefrei. Damit sind wir übrigens die Ersten in Deutschland.
Harzbeat: Wie ist man auf St. Andreasberg als Standort für eine Sternwarte gekommen?
Schmidtko: Wie so häufig im Leben, durch einen Zufall. Ein Tourist aus Duisburg brachte vor einigen Jahren sein Teleskop mit und sagte zu seinem Vermieter: »Ihr müsst hier eine Sternwarte bauen. Die Bedingungen sind perfekt.« Heute haben wir bereits 500 Adressen von Gästen, die immer wieder kommen.
»…und plötzlich reißt der Himmel auf«
Harzbeat: An wieviel Tagen im Jahr gibt es in St. Andreasberg ideale Bedingungen?
Schmidtko: Das ist eine schwierige Frage. Häufig ist der Himmel anfangs nicht ganz klar und plötzlich – sagen wir gegen 2 Uhr in der Nacht – reißt er total auf. So war es kürzlich beim Besuch eines Holländers, der noch nie den Saturn gesehen hatte. Natürlich schauen wir immer vorher auf die Wetterkarte und das Satellitenbild. Sie können sich vorstellen, dass wir zu besonderen Anlässen wie den Sternschnuppennächten die ganze Nacht in den Himmel schauen.
Harzbeat: Was steht für die Sternengucker im Vordergrund, das Schauen oder das Fotografieren?
Schmidtko: Zwei Drittel etwa kommen zum Gucken, ein Drittel zum Fotografieren.
Harzbeat: Sie sind also mit der Entwicklung der Sternwarte rundherum zufrieden.
Schmidtko: … ohne die Arbeit unserer 120 ehrenamtlichen Mitglieder wäre das Projekt Sternwarte nicht ein so erfolgreiches Leuchtturmprojekt für ganz Niedersachsen und darüber hinaus geworden.
Die häufigste Frage der Gäste der Sternwarte von Sankt Andreasberg
Harzbeat: Welches ist die häufigste Frage Ihrer Gäste?
Schmidtko: Kinder und Jugendliche wollen vor allem wissen, ob es noch anderes Leben im Universum gibt. Unsere Antwort: Ja, es ist bei Milliarden von Galaxien, die wiederum viele Milliarden Sterne beherbergen unwahrscheinlich, dass das nicht der Fall ist. Ansonsten gehen die Fragen quer Beet. Häufig drehen sich die Themen um besondere Astroaufnahmen, die jemand gemacht hat.
Harzbeat: Welches ist die entfernteste Galaxie, die man von St. Andreasberg aus sehen kann? Wieviele Lichtjahre entfernt?
Schmidtko: Da muss ich passen. Wenn jemand zum Beispiel mit einer Belichtungszeit von 20 Stunden – also über mehrere Nächte – ein Bild macht, fängt er Photonen weit entfernter Galaxien ein, die nur der Kamera-Chip sichtbar machen kann. Was ich aber mit Bestimmtheit sagen kann: Mit bloßem Auge sieht man bei uns die Andromeda-Galaxie, unsere Nachbargalaxie.
Sankt Andreasberger Sternwarte hat große Pläne
Die überaus positive Entwicklung der Sternwarte Sankt Andreasberg spornt die Vereinsmitglieder an, in größeren Dimensionen zu denken: In einigen Jahren könnte in der drei Kilometer außerhalb des Ortes beheimateten Sternwarte eine große Kuppel zur Verfügung stehen. Das berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) am 24. Dezember 2018.
Die Journalistin Gabriele Schulte informierte in der Zeitung nicht nur darüber, was die Astronomen zum Stern von Bethlehem zu sagen haben, sondern auch über Pläne, in der Region St. Andreasberg einen Sternenpfad mit sieben Standorten und den entsprechenden barrierefreien Installationen zu errichten. Als Zukunftsvision könnte es dann später einmal 20 Standorte geben, die über den gesamten Harz verteilt sind.
Darüber hinaus wurde in dem HAZ-Bericht darüber berichtet, dass die Sternwarte in den letzten beiden Votingwettbewerben »Ihre Besten im Harz« des Tourismusverbandes sowohl 2015 als auch 2017 den ersten Platz in der Kategorie »Natur pur« belegt hat.
Text und Gestaltung: Michael Hotop, Jochen Hotop